Also das muss so im Jahre 1996 gewesen sein, dass ich meine erste Homepage für mein damaliges Homestudio zusammengeschustert habe. Dort hatte ich auch ein Forum implementiert, worüber ich ein paar Infos und Erfahrungen aus dem Bereich Musikproduktion vermitteln wollte. Den Ausdruck „virales Marketing“ gab’s damals noch nicht und Smilies waren zu der Zeit noch gelb, uni, klein und zweckmäßig, ich stand aber darauf, mein Gequatsche mit den kleinen Kerlen zu unterstreichen. Allerdings war die Auswahl noch eher dürftig („wir hatten ja nix!“) und gerade für die speziellen Fälle fehlten noch die richtigen Gesichter. Also habe ich mir Corel 6 gegriffen und losgelegt. Dabei habe ich dann schnell feststellen müssen, dass meine Ideen in der damals aktuellen Größe für mich nicht umsetzbar waren (mittlerweile ist mir das Gegenteil oft und mit viel Witz bewiesen worden), also habe ich nach der nächsten Größe gesucht, die die Smilies nicht wie ein Stopschild oder so aussehen lässt, dabei kamen dann die 18 px raus. Auf 3D-Zeug stand ich schon zu AMIGA-Zeiten, also bekamen sie von Anfang an ’nen Verlauf aufgedrückt. Der typische „:D“-Smilie war damals mein Lieblingsgrinser (mit dem aber ständig um sich zu werfen macht irgendwann den Eindruck, als hätte man Gesichtslähmung), „:)“ empfand ich optisch schon immer als ein Allerweltsgesicht. Also war mein erster in der Sammlung genau die Mischung aus den beiden. Und gelb – man will ja nicht zu sehr aus dem Rahmen fallen. Haha.
Die weitere Reihenfolge kann ich nicht wirklich wahrheitsgetreu wiedergeben, auf jeden Fall war :respekt: sehr früh mit am Start, zusammen mit :schwitz: und :grrr:, soweit ich mich erinnere. Später kamen dann der Blinde, der mit der Magenverstimmung, der an der Box und der Kiffer dazu. Danach dürften dann der mit den größten Haufen und der Lauscher aufgetaucht sein. Spät erst, nach längerer Pause, kamen der ineffektive Selbstmörder (auf Wunsch: „Wer macht mir ’nen Smilie, der sich selbst umlegt?! *heul*“), der Kerl im Anzug und boom als meine Signatur dazu. Also um 2000 oder 2001 dürfte dann der letzte aus meiner Feder stammende Smilie die Strahlung des Monitors erblickt haben.
Du fragtest noch nach ein paar Worten zu mir. Nunja, das, was :respekt: hinter sich hat, ist da schon ein echter Treffer – eigentlich könnte ich jetzt die Kiste hinter mir zuklappen und mit Petrus um den Schlüssel pokern. Ich bin einer von diesen Kaputten, die wirklich glauben, dass so die Welt funktioniert. Oder besser: funktionieren könnte, so mit freiem Wissen und freier Kultur und solch Blödsinn. Das hat sich bei mir tatsächlich etwa zur Zeit der ersten Smilies durchgesetzt. Ich musste damals als halbwüchsiger Tonschrauber stiefellecken für eine handvoll Infos, wie man seinen Sound auf fett dreht. Keiner hat jemals richtig die Tasche aufgemacht, aller höchstens ein Buch voller Allgemeinplätze für Hundertzwanzichmaak auf den Markt geworfen. Das hat mich genervt, und so fing ich an, mit Martin (meinem damaligen Partner) unser Forum mit Tutorials vollzuknallen. Über alles, über was wir uns die Infos mühsam zusammen klauben mussten, er im Bereich Booking und Management, ich über Produktion und Komposition. Heute steht’s endlich an jeder Klowand.
Mittlerweile hat sich das in meiner Birne zu einem offensichtlichen medizinischen Problem entwickelt, und so hauen wir mit JAMMIN*INC, der „Hausband“ vom mittlerweile gebauten Tonstudio Braunschweig, die gesamte Musik unter Creative-Commons raus, also zum freien Saugen, Verbreiten und Dranrumwerkeln. Und in meiner Freizeit verkloppe ich gerne mein Appel-Käckbook solange, bis irgend etwas sinnvolles dabei rausgekommen ist. Da der Eimer am liebsten unter Ubuntu Linux läuft und ich keinen Grund sehe, ihm diesen speziellen Wunsch abzuschlagen, veröffentliche ich das Zeug dann unter GPL auf meinem Blog für andere Menschen, denen irgendwann einmal in ihrem Leben (man erinnert den Moment in der Regel nur mit vielen großen weißen Kreuzen auf rotem Grund gefolgt von einem tiefblauen Leuchten) ein Pinguin erschienen ist und ihnen so komische Sachen ins Ohr geflüstert hat.
Und so eiere ich auf der Suche nach einem würdigen Ersatz für mein standard Pidgin-Smilieset durch das Zwischennetz und falle bei Euch – über :respekt:! Und auf ex war es wieder da, das gute, lang entbehrte Gefühl, hier _doch noch_ im Internet zu sein. Nicht in einem Mega-Leuchtreklame-Affenhaus mit hunderten Penisverlängerungen täglich, 24/7-Poker-für-Gewinner mit Handyvertrag und Moped gratis, kleinen Mädchen, die ihren Stuhl essen, großen Jungs, die ihren Stuhl kleineren Jungs in die Kapuze stecken, und einem Innenminister, der das auch noch alles wissen will. Sondern im _Internet_, wo ein Haufen Menschen zusammen kommen um Ideen zu teilen, sich auszutauschen, Kultur und Wissen zu verbreiten und zu erlangen, im Internet, wo die Eintrittskarte das lesen _und_ Verstehen eines T-ISDN-Software-Manuals ist und ein *plonk* noch ein deutlich wahrnehmbares Geräusch erzeugt. Im Internet, was sich ohne gegenseitigen Respekt nie zu dem entwickelt hätte, was es heute schon nicht mehr wirklich ist.
Naja, so hatte ich einen prima Gratis-Backflash und ein geiles Smilieset noch dazu. Was für ein Tag ^^
Irgendwann bin ich schon einmal über :respekt: gestolpert – und das auf einem amerikanischen Forum! Unverändert! Das hat mich umgehauen, und so habe ich Google um Audienz ersucht. Und siehe da: :respekt: hatte sich mittlerweile sogar auf Foren eingenistet, deren Schriftzeichen mein damaliges Windows nur als Kästchen darstellen konnte und fuchtelte fleißig – nun mittlerweile weltweit – im Auftrag des freundlichen Miteinanders unter den Forenusern mit seinem bemalten Brettchen und seinem deutschen Akzent rum. Das fand ich schon ziemlich riesig für einen überdimensionierten, knallgrünen Hippie mit miesem Zahnarzt, aber was Ihr da mittlerweile draus gemacht habt, ist echt kaum zu toppen. Das allerallerallergeilste jedoch, finde ich persönlich, ist „die Moral von der Geschicht'“:
Respekt ist eine reiche Saat.
Grüße an alle, die mit den grünen Brüdern die Welt ein wenig bunter machen, Markus.